Schärfe bis ins kleinste Detail. Wenn Du Insekten fotografierst und Dir wünschst, dass jedes Detail von Fühler bis Flügel gestochen scharf ist, kommst Du am sog. Focus Stacking in der Makrofotografie nicht vorbei. Diese Technik eröffnet neue kreative Möglichkeiten und bringt selbst kleinste Strukturen ganz groß raus.
Doch muss man mit Fokus Stacking arbeiten? Wie funktioniert das und lohnt sich der Aufwand? All das und vieles mehr erklären wir Dir hier in unserem Beitrag.
Warum Focus Stacking in der Makrofotografie so wichtig ist
In der Makrofotografie ist die Tiefenschärfe extrem gering. Das heißt, der Hintergrund ist besonders unscharf, während das Motiv klar abgebildet wird.
Selbst bei geschlossener Blende wirken oft nur wenige Millimeter wirklich scharf. Wer das gesamte Motiv, etwa eine Biene oder den Flügel eines Schmetterlings, vollständig scharf abbilden möchte, kommt an Focus Stacking nicht vorbei.

Was ist Focus Stacking?
Definition & Funktionsweise
Focus Stacking ist eine Methode, bei der mehrere Bilder mit unterschiedlichen Fokuspunkten aufgenommen und anschließend zu einem einzigen Bild mit durchgehender Schärfe kombiniert werden. Dafür kommen spezielle Softwarelösungen zum Einsatz.

Warum die Schärfentiefe bei Makros so gering ist
Je näher Du an ein Motiv herangehst, desto flacher wird die Schärfeebene (physikalisch bedingt). Selbst bei Blende 11 erscheinen bei einer echten Makroaufnahme oft nur wenige Millimeter scharf.

Herausforderungen bei Nahaufnahmen von Insekten
Insbesondere bei Nahaufnahmen von Insekten stößt Du auf einige Herausforderungen, denn Insekten sind selten still. Jede Bewegung, sei es Wind, Flügelschlag oder ein Positionswechsel, kann ein Bild ruinieren. Auch das Licht ändert sich im Freien schnell.
Diese Herausforderungen machen es umso wichtiger, strukturiert und mit Geduld vorzugehen.
Wenn Du also gerade erst mit der Makrofotografie startest, dann versuche Dich zuerst an Blumen oder anderen (stillen) Strukturen.


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Die richtige Ausrüstung für Fokusreihen
Makroobjektiv & Kamera mit manueller Fokuseinstellung
Ein gutes Makroobjektiv mit manuellem Fokus ist essenziell. Achte darauf, dass Deine Kamera eine präzise manuelle Fokussierung erlaubt.
Es gibt auch Alternativen zum Makroobjektiv, wenn Du keins besitzen solltest. Dann kannst Du etwa einen Makro-Zwischenring, ein Teleobjektiv oder auch ein Smartphone mit Makrolinse nutzen.
Stativ, Fernauslöser & optionaler Fokus-Schlitten
Für die nötige Stabilität benötigst Du:
- Ein stabiles Stativ
- Einen Fernauslöser oder Selbstauslöser der Kamera
- Optional: einen Makroschlitten zur gleichmäßigen Fokusverschiebung

Kameraeinstellungen für perfekte Stackings
Blende, ISO und Verschlusszeit optimal wählen:
- Blende: f/5.6 bis f/8 – guter Kompromiss zwischen Schärfe und Licht
- ISO: 200 bis 400, um Rauschen gering zu halten
- Verschlusszeit: Möglichst kurz, um Bewegungen einzufrieren
- RAW statt JPEG: mehr Qualität bei der Nachbearbeitung

So gehst Du beim Focus Stacking vor (Anleitung)
1. Motivwahl & Bildaufbau
Wähle ein geeignetes Motiv. Ideal sind Pilze, Pflanzen, Blüten oder auch ruhige Insekten in den Morgenstunden. Achte auf harmonische Komposition und ruhigen Hintergrund.
2. Schrittweises Fokussieren von vorne nach hinten
Fokussiere manuell vom vordersten Punkt des Motivs bis ganz nach hinten. Halte zwischen den Fokuspunkten kleine Abstände ein. Je näher das Motiv, desto kleiner die Schritte.
3. Fokusabstände richtig setzen
Für optimale Ergebnisse mache lieber mehr Bilder als zu wenige. 15–30 Aufnahmen pro Motiv sind keine Seltenheit.

Licht & Umgebung: Die unsichtbaren Helfer
Beste Tageszeiten für Insektenfotografie
Früh morgens oder spät nachmittags ist das Licht weich, die Farben sind warm, und Insekten sind noch träge. Perfekt für Stackings.
Doch auch sonst bieten sich diese Stunden, wie die blaue und goldene Stunde, am besten für Makrofotos an (für welches Motiv auch nicht?).
Weiches Licht & gleichmäßige Ausleuchtung mit Diffusor oder LED
Verwende einen Diffusor, Reflektor oder weiches LED-Dauerlicht, um harte Schatten und Belichtungssprünge zwischen den Aufnahmen zu vermeiden.
Hintergrundgestaltung & Komposition
Achte auf einen ruhigen, kontrastarmen Hintergrund. Nutze die Drittelregel, um Deine Motive spannender zu platzieren.

Das Verhalten von Wildbienen und Schmetterlingen verstehen
Wer die Bewegungsmuster kennt, kann besser planen. Viele Wildbienenarten fliegen gezielt und kehren an die gleiche Blüte zurück. Kühle Morgenstunden sind ideal. Dann sitzen viele Insekten noch bewegungslos an Gräsern oder Blüten.

Software für die Bildzusammenführung
Es gibt mehrere Programme, die Focus Stacking automatisieren. So kannst Du die unterschiedlichen Fotos mit den diversen Fokuspunkten einfacher zu einem einzelnen tollen Makrofoto zusammenführen:
- Adobe Photoshop: Ideal für einfache Anwendungen, in Adobe Workflow integriert
- Helicon Focus: Sehr schnell, speziell für Makro entwickelt
- Zerene Stacker: Extrem präzise, ideal für wissenschaftliche Makros

Fehler vermeiden beim Focus Stacking
- Beugungsunschärfe → durch zu kleine Blenden (z. B. f/22)
- Bewegung im Motiv → auf Windstille achten
- Lichtwechsel während der Serie → konstante Lichtquelle nutzen
- Zu wenige Aufnahmen → lieber zu viele als zu wenige Fokusreihen
Fazit: Lohnt sich der Aufwand?
Wenn Du Wert auf höchste Detailtreue legst und Deine Makrofotografie auf das nächste Level bringen möchtest, ist Focus Stacking eine lohnende Technik.
Besonders bei Druckprojekten, Wettbewerben oder Naturdokumentationen bringt sie beeindruckende Ergebnisse zum Vorschein. Auch wenn der Einstieg etwas Geduld erfordert, lohnt sich der Aufwand: Mit ein wenig Übung, der passenden Ausrüstung und einem klaren Workflow wird das Stapeln von Fokusreihen schnell zur kreativen Routine.
Gerade für Einsteiger bietet Focus Stacking die Möglichkeit, technische und gestalterische Fähigkeiten zu vertiefen. Fortgeschrittene profitieren von der enormen Präzision, die diese Methode ermöglicht.
Kurz gesagt: Wenn Du das Maximum aus Deinen Nahaufnahmen herausholen willst, ist Focus Stacking ein absolutes Muss.